9 Kirgisistan – Land der Jurten


Der Pamir Highway ist zu Ende und es geht in Richtung Kirgisistan. Die letzten Tage fordern noch einmal richtig: kein sauberes Wasser für hunderte Kilometer, Wüstenlandschaft, Regen und Wind, karge Landschaft ohne jegliche Vegetation. Dann geht es endlich über den Pass und es ändert sich nicht nur das Land, auch die Landschaft ist von einer Sekunde auf die andere eine andere. Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen grasen auf grünen Hügeln. Es fehlen nur noch kleine Zwerge die von Jurte zu Jurte hüpfen und die Traumlandschaft wäre perfekt.
Nach einigen Tagen in Kirgisistan hole ich meinen Dad vom Flughafen ab und es geht für die nächsten Wochen gemeinsam durchs Land. Doch bevor es weiter geht, darf ich nach 7 Monaten noch ein bisschen Heimat schnuppern: Speck, Parmesan, selbstgemachte Marmelade und Risotto (mit Eierschwammerln vom Wald) von meiner Schwester. Ein Traum!
Irgendwie habe ich verstanden, dass mein Vater „all-inklusive“ gebucht hat. Also gibt es die nächste Tage das volle Programm: 4 Pässe in 5 Tagen, Hitze, Wind und natürlich die typische Straße für zentral Asien: grober Schotter, Waschbrett und schwer fahrbare Straßen. Die Eindrücke von Land und Leute sind jedoch prägend: weite und grüne Hügel, Jurten mit großen Tierherden. Wir werden zu Wodka oder Kymyz (einem Getränk aus vergorener Stutenmilch) eingeladen, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, welches der beiden nun wirklich Nationalgetränk ist. Nach vielen Stunden im Sattel kommen diese Pausen sehr gelegen.





Nach einigen sehr anstrengenden Tagen erreichen wir Song-kol, einen Bergsee auf knapp 3000m, genau zur richtigen Zeit: das jährliche traditionelle Festival hat gerade begonnen und Einheimische bekämpfen sich zu Pferd. Dazu sind die Regeln vielleicht kurz zu erklären: (Wobei ich es nicht ganz verstanden habe um ehrlich zu sein)
Buzkahsi (Polo mit einer toten Ziege):
Zwei Mannschaften zu Pferd spielen gegen einander. Ziel ist es, eine tote Ziege ohne Kopf, in ein Loch zu werfen. Dabei ist Körper- bzw. Pferdkontakt erlaubt und sogar erwünscht. Hunderte Menschen verfolgen dieses Spektakel, wobei eine große Prozentzahl (meist männlich) aufgrund eines zu hohen Wodka „Genusses“ nicht mehr ganz folgen kann und schlafend am Hügel liegen.

 

 

Leider hat mein Vater das „all-inklusive“ Programm ein wenig zu ernst genommen und muss sich am nächsten Tag mit Fieber und Magenproblemen im Zelt verkriechen. Auch ich bin nicht 100% fit und wir verstauen die Räder in einem Minibus und fahren Richtung Tal. Nun haben wir wieder Energie gesammelt und es geht Richtung Bishkek und ich freue mich auf weitere gemeinsame Kilometer.