Die höchste befahrbare Straße der Welt (5800 m) – 09


Tag 34

Colchani – Uyuni

„Nach der Challenge ist vor der Challenge ?.“ Wir machen uns auf den Weg Richtung Süden und wollen als nächstes die zweithöchst befahrbare Straße der Welt (5800 hm) und dann weiter zu Fuß den Gipfel des Unturuncu (6020 hm) erklimmen. Aber bis dorthin ist es noch ein weiter Weg. Wir fahren mit dem Rad nach Uyuni und bleiben dort eine Nacht bei der Collaboration Pinguin – eine günstige und sehr nette Übernachtungsmöglichkeit für Radfahrer.

Tag 35

Uyuni – Villa Mar (Pick Up)

Nach Quetena Chico, dem Ausgangspunkt zur Erklimmung des Unturuncu wäre es mit dem Rad zu weit, deswegen nehmen wir einen Pick up bis nach Villa Mar und machen uns dann mit dem Rad auf den Weg zum Unturuncu.

Wir sind nun bereits im Süden (dem touristischeren Teil Boliviens) angekommen und das merken wir preislich. Wir erfragen uns durch die Reisebüros die Preise für die Fahrt nach Villa Mar – 200 US Dollar, 300 US Dollar, 400 US Dollar, die Preise steigen von Reisebüro zu Reisebüro. Einfach irre. Durch eine unglaublich freundliche und hilfsbereite Kellnerin in einem Café können wir einen Pick Up auftreiben, der uns relativ kostengünstig nach Villa Mar fährt. (ca. 35€)

Tag 36

Villa Mar – Anreise Quetena Chico

Der Pick Up Driver hat uns bei einem schönen Schlafplatz am Fluss, den wir auf iOverlander gefunden haben, aussteigen lassen und wir haben dort gestern unser Zelt aufgeschlagen. Heute starten wir los Richtung Uturuncu. Leider nicht sobald wie gewollt, denn Niko’s vorderer Gepäcksträger geht gleich zu Beginn kaputt. Gut, dass wir ziemlich viel Reparaturzeugs mithaben und Niko das Problem gekonnt lösen kann. Aber wir haben sicher eine Stunde verloren und müssen Gas geben, denn wir möchten es heute noch nach Quetena Chico schaffen.

Wir erreichen unser Ziel fast. Nach einer kleinen Flussüberquerung finden wir einen schönen Platz zum Schlafen. Wir wollen heute mal im hellen kochen und bleiben daher bereits kurz vor Quetena Chico stehen und übernachten dort wiederum an einem Fluss.

Tag 37

Schlafplatz Quetena Chico – Base Camp Erklimmung Uturuncu

Da wir den Unturuncu nicht an einem Tag erklimmen können, müssen wir ein Base Camp machen. Wir wollen natürlich nicht all unsere Sachen auf den Unturuncu mitnehmen und müssen daher vorher noch nach Quetena Chico rein, um bei einem Hostal all unsere Sachen zu bunkern die wir für den Unturuncu nicht benötigen. Dies bedeutet einige Kilometer Umweg aber wir wollen so wenig Gewicht wie möglich mit hoch schleppen.

Das Base Camp müssen wir relativ weit herunten aufschlagen, da es weiter oben keine ebenen Flächen mehr gibt. Das heißt morgen müssen wir sehr früh auf damit wir zumindest noch einen Teil im Hellen runter fahren können.

Wir möchten den Unturuncu unbedingt besteigen. Es wäre für uns beide der erste 6000er. Wir sind aufgeregt und freuen uns auf morgen. Nur das Wecker stellen macht keinen Spaß – 04:45 Uhr Tagwache!!!!

Tag 38

Base Camp – Erklimmung Uturuncu

Ohh yeaahh – heute ist DER Tag und wir versuchen unseren ersten 6000er zu erklimmen. Seht am besten selbst was uns erwartet ? – so ein Streckenbild hatten wir noch nie zuvor:

Wir packen die nötigsten Sachen ein – Essen, Wasser, Schlafsäcke für den Notfall. Zelt und Matratzen packen wir zusammen und lagern es hinter einem Felsen um Gewicht zu sparen. Beim zurück fahren holen wir es wieder.

Die ersten Kilometer sind schwierig zu fahren – wir sind ohne Frühstück, in der Kälte und Finsternis etwas schwindelig unterwegs. Aber bald geht die Sonne auf und somit machen wir nach 1-2 Stunden Fahrzeit Frühstückspause.

Nach dem Frühstück machen wir ein weiteres Versteck wo wir nun weiters unnötiges Gepäck stationieren. Wir hoffen nur das wir unsere Sachen beim Runterfahren auch wieder finden ?. Niko macht sich zur Sicherheit einen GPS-Eintrag. Wir freuen uns schon auf die Osternestsuche im Dunklen ?.

Die nächsten Kilometer sind verhältnismäßig wirklich gut zu fahren, aber dann überwiegt das Schieben.

Wir sind schon eine Zeit lang über 5000 hm und uns geht es noch sehr gut. Wir haben keine Magenkrämpfe oder Kopfschmerzen so wie letztes mal. Wir sind nur SEHR, SEHR LANGSAM!! Noch dazu kommt der Schwefelgestank nach faulen Eiern. ?

Aber wir beißen bis zum Schluss durch und erreichen um zirka 15:30 Uhr den höchsten Punkt des „befahrbaren“ Teils des Unturuncu – dies als befahrbar zu bezeichnen ist zwar unserer Meinung nach nicht ganz korrekt – aber OK ?!

Sooo cool, dass wir es bis auf 5800m geschafft haben!!

Die zweit höchst befahrbare Straße der Welt zu fahren war nur eins unserer Ziele. Nun stehen wir da und überlegen, ob wir auch das zweite Ziel noch angehen sollen – einen Gipfel über 6000 hm zu besteigen. Unsere Gedanken: „So nah an einem 6000er werden wir nicht mehr so schnell sein.“ „Es wird richtig finster werden beim runterfahren.“

Wie lang wir genau noch rauf brauchen wissen wir nicht. Laut Aussage eines Touri-Guides sind es 1,5-2 Stunden. Aber stimmt das? Ist es eine Richtung oder rauf und runter?…..“

Wir entscheiden uns die Chance wahr zu nehmen und gehen um 16:00 Uhr noch los auf den Gipfel (um 18:30 Uhr ist es finster). Wir wollen diese einmalige Chance nutzen!!

Da wir jetzt zu Fuß ohne Rad und ohne Gepäck unterwegs sind, geht es uns super! Nur langsam sind wir wieder mal, denn die Luft ist verdammt dünn hier oben. Erfreulicherweise erreichen wir den Gipfel nach ca. 45 Minuten. Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl hier oben auf 6008m zu stehen!!! Etwas benommen sind wir, aber es ist einfach sooo coooollllll! We did it!!!

Jetzt heißt es noch heil herunterkommen. Die Zeit läuft gegen uns. Wir starten um ca. 17:00 Uhr von oben weg. Wir sollten es heute nicht nur bis zum Base Camp schaffen sondern bis zum Hostal wo wir unsere restlichen Sachen gebunkert haben. Somit haben wir noch 50 km vor uns. Beim Base Camp angekommen ist es schon stockdunkel. Aber wir haben zumindest unsere versteckten Sachen alle wieder gefunden und müssen „nur“ mehr vom Base Camp zum Hostal. Wir sind beide am Limit – mittlerweile sind wir schon 13 Stunden auf den Rädern und haben so einiges erlebt heute ?. Anna hat zusätzlich mit Augenproblemen zu kämpfen. Der Wind und Sand in Kombination mit Linsen und meist dreckigen Fingern ? macht sich stark bemerkbar – sie sieht kaum mehr etwas. Niko fährt vor und lotst Anna nach Quetena Chico. Um ca. 22:30 Uhr kommen wir im Hostal in Quetena Chico an. Ein Mördertag – 16 Stunden am Rad (nur 2 breaks). Aber wir haben es geschafft und sind überglücklich!!

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