17 Südafrika – Weg nach Lesotho


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das rad wurde von the gear change wieder repariert und ich kann wieder starten!

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das kleine dorf franschhoek errinert mich an frankreich oder die toskana

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blick vom kleinen aber feinen pass auf franschhoek

Knapp drei Wochen warte ich in Kapstadt auf die Ersatzteile. Am Flug von Sydney nach Afrika wird das Hinterrad beschädigt und muss gewechselt werden. Nach knapp einer Woche ist das Paket auch in Südafrika (danke KTM für die schnelle Hilfe), jedoch bleibt es noch knapp zwei Wochen beim Zoll und der Post hängen. Die Uhren ticken hier also ein bisschen anders. Hans und die Jungs von „the gear change“, einem Partner von KTM, wechseln das Rad und ich kann mich wieder ins Abenteuer stürzten.

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es ist weinlese, die arbeiten kämpfen um jeden korb, wahrscheinlich wird nach kilo bezahlt

Im Hostel in Kapstadt lerne ich G kennen. Und seine Spontanität beeindruckt mich sehr. Ich treffe viele Menschen die auch gerne eine Radtour machen würden, jedoch kommt meist das berühmte „aber“ wieso es nicht möglich ist. G beweist das Gegenteil. Mit einem billigen Mountainbike, das er in Kapstadt kaufte, den Rucksack mit dem nötigsten auf den Gepäckträger geschnallt, die Matratze aus Schaumstoff-Verpackungsmaterial und dem billig Zelt auf der Lenkstange, geht’s gemeinsam los ins unbekannte Südafrika.

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bei langen geraden strassen schaltet man schon einmal ab

Wir fahren Richtung Weingegend. Wie der Name des Dorfes „Franschhoek“ vermuten lässt, fühlt es sich an, irgendwo in Frankreich unterwegs zu sein. Wein soweit weit das Auge reicht und alte Weingüter machen das fahren zum Genuss. Teils geht es auf Schotterstraßen durch trockene Gebiete, knapp 40° ist keine Seltenheit und Wasser ist knapp. Meist müssen wir den gesamten Wasservorrat für einen Tag transportieren. G ist so sehr motiviert, dass er bis ans Limit geht. Die Hitze und die Anstrengung zeigen jedoch am Abend ihre Wirkung. In der Nacht kapituliert sein Körper und das Abendessen sucht sich seinen Weg nach draußen. Ein Pausetag tut uns beiden gut!

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bis zu 40° ist keine seltenheit

Nach einigen Tagen im Landesinneren fahren wir Richtung Küste. Wir fahren die berühmte „garden route“ entlang der Küste Richtung Norden. Bei den meisten Hostels können wir auch das Zelt aufstellen, was bei den teils schlechten Betten nicht nur bequemer, sondern auch günstiger ist.

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wir zelten zwischen den weinreben

Nach ca. zwei Wochen gemeinsam, bin ich ab Plettenberg Bay wieder allein unterwegs. Von nun an steuere ich auf Lesotho zu. Am weg liegt noch der Addo national Park und ich mache mich mit Julia, Sarah und Moritz auf die Suche nach Elefanten, Kudus, Löwen, Wildschweinen, Büffel, Zebras, uvm.

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a never ending story

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strauss ist ein beliebtes fleisch auf der speisekarte




Richtung Norden ist die Landschaft von riesigen Weiden mit Kühen, Kudus, Schafen und Ziegen geprägt. Die Distanzen werden grösser und so werden 80-100km zwischen den Dörfern zur Normalität. Dazwischen – nicht viel. Alle 5 bis 10km eine Farm – wobei auch diese nicht direkt an der Straße liegen, sondern meist 1 bis 2 km entfernt sind. Meistens mit hohen Zäunen, teils mit elektro-sicherheits-starkstrom-hochsicherheits-anlagen und einem großen Schild mit „no entry – armed response“ und einem Pistolen-Symbol, machen die Schlafplatzsuche wieder spannend. Meist bleibt mir keine andere Möglichkeit, als auf ein offenes Tor zu hoffen, die Hunde zu ignorieren und Richtung Farm zu fahren. Dort wurde ich jedoch immer herzlich und mit offenen Armen empfangen. Ein Platz für mein Zelt, ein eigenes Zimmer mit großem Bett, eine heiße Dusche – die Gastfreundlichkeit ist wirklich bewundernswert. In Burgersdorp spricht mich eine junge frau einfach auf der Straße an und lädt mich zu ihrer Farm ein, wo sie mit ihrem Mann, ihrer kleinen Tochter, ihren Schwiegereltern und vielen Vierbeinern wohnt. Ich darf sogar im separaten Cottage Häuschen schlafen und Am Abend wird typisch südafrikanisch gegrillt, dem sogenannten Braai. Meine verschmutzten und verschwitzten Sachen werden gewaschen und ich bekomme ein riesiges Lunchpaket mit auf den Weg. Vielen Dank Jeanne und Jaco!
wenn man bei den Einheimischen zu Hause ist, erfährt man unglaublich interessante Geschichten und genau das, liebe ich.

IMG_1421 (Large) (Medium)Ich erfahre, dass auf dem kleinen, schon überwachsenen Friedhof hinter dem Haus, der Großvater des früheren Präsidenten von Südafrika begraben ist.
Bis vor 30 Jahren gab es auf der Farm noch keinen Strom und alles wurde mit Generatoren betrieben. Der Kühlschrank lief mit Paraffin. Bis 1996 gab es nur ein Telefon an dem man die Kurbel drehen musste, wenn man jemanden anrufen wollte. Im nächsten Dorf wurde dann die gewünschte Leitung manuell gesteckt. Bis 1996!

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eine arbeiterin auf einer farm

Jeder hat mindestens drei Handfeuerwaffen irgendwo im Haus versteckt, um sich gegen Angriffe auf die Farm verteidigen zu können.
Manchmal rufen mir die Straßenarbeiter zu und zeigen „Daumen hoch“. Auch die Polizei stoppte mich, einfach weil sie neugierig waren und wissen wollten woher ich komme und wohin ich fahre.
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IMG_1647 (Large) (Medium)Als ich aus einer Stadt durch ein nicht so angenehmes Viertel mit Wellblech Hütten fahre, gehen 3 junge Männer langsam über die 4 spurige Fahrbahn. Die Autos müssen bremsen, ausweichen und hupen laut. Einer der „Gangster“ formt mit den Händen Pistolen. Er ruft „bang bang bang“ und tut so, als würde er auf eines der hupenden Autos schießen. Langsam komme ich den Männern näher, leicht angespannt lache ich sie an, Grüße und winke. Verdutzt schauen sie mich an, ihr versteinerter Gesichtsausdruck wird schnell durch ein freundlichen lachen abgelöst und ich bekomme ein „Daumen hoch“ und werde von ihnen angefeuert.
Genau diese Begegnungen und Geschichten motivieren mich und geben mir Energie weiter zu fahren.

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die ganze familie lebt ein wenig abseits von der farm in kleinen hütten

Dennoch spüre ich die gespaltene Gesellschaft. Die Zentren der Städte und Dörfer sind „Weiß“ geprägt. Ein bisschen abseits sind die Viertel der schwarzen Bevölkerung. Eine Farm ist immer im Besitz der Weißen. Meist leben die Arbeiter mit ihrer Familie in Hütten einige hundert Meter abseits des Haupt Hauses. Die Farmen sind kaum zu vergleichen mit jenen in Europa. Die

Bewirtschaftung ist meist extensiv und 2000 Schafe oder Kühe sind keine Seltenheit. Maschinen gibt es kaum, das Vieh muss kontrolliert werden und zäune repariert werden – Viel Arbeit. Die Frauen der Arbeiter sind meist für den Haushalt zuständig – Putzen, kochen, Wäsche waschen. Es ist eine ganz andere Welt, die ich überhaupt nicht einschätzen kann.




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drei geschwister von sambia leben und arbeiten auf der farm

Nun bin ich Lady Grey, einem kleinen Städtchen auf 1500m. Morgen werde ich das Hochplateau hinter mir lassen und 80km bis zur Grenze nach Lesotho fahren. Lesotho wird oft mit Bhutan im Himalaya Gebirge verglichen – es ist auch ein kleines Königreich in den Bergen. Lesotho ist das einzige Land der Welt, welches komplett über 1000m liegt. Meine Route habe ich schon größtenteils festgelegt und ich fühle mich etwas masochistisch. Jeder normale Mensch würde auf der Karte nach guten Straßen suchen. Meine Suche ist meist mit Google earth. via Satellitenbilder suche ich kleine Wege, die irgendwo über hohe Pässe führen. Was mich dann wirklich erwartet und ob ich diese einsamen Gegenden wirklich finde weiß ich nicht.