Durch die Nationalparks Isluga und Las Vicuñas – 04


Tag 9 & 10

Recharching batteries @Hostal Tata Inti (https://www.booking.com/hotel/cl/hostal-tata-inti.de.html) in Cariquima. Das schnelle Erklimmen des 5000er Passes bzw. die anstrengenden Etappen der letzten Tage auf über 3000 bzw. 4000 Meter machen uns zu schaffen und wir wollen uns 2 Tage Zeit nehmen um uns zu akklimatisieren. Das ist jetzt wichtig, um die Reise in den Anden fortsetzen zu können. Wir haben den Anstieg nicht in den kleinen Etappen wie geplant machen können, da das Wasser nicht gereicht hätte. Dies lässt uns unser Körper spüren. Somit verweilen wir 2 Tage in einem kleinen Hostal in Cariquima. Wir genießen Quinoa (geerntet in Cariquima), Reis, Fleisch, Avocado, Tomaten und Coca-Tee und die Wärme des Kachelofens beim Eingang. Das Hostal wird von 3 netten Mädels betrieben. Es gibt gutes Essen, die Zimmer sind sauber (aber wie überall kalt) und es gibt warmes Wasser (zumindest abends). Das Hostal ist nicht nur eine Übernachtungsmöglichkeit für Touristen, sondern auch für die Einheimischen das „Place-to-be“. Viele Minenarbeiter und Einheimische kommen zum Essen und Einkaufen hierher. Die Besitzerin ist quasi DIE FRAU in Cariquima. ? Wir können das Hostal nur weiterempfehlen – aber in Cariquima gibt es sowieso keine andere Wahl ?. Es ist ein ausgestorbenes Dorf, aber sehr nett – es erinnert etwas an ein Wild-West-Dorf.

Tag 11

Cariquima – Colchane (26,7 km | 39 hm up | 91 hm down)

Die 2 Relax-Tage waren richtig gut und wir starten voll motiviert in unsere nächsten Etappen – die Durchquerung der drei Nationalparks „Parque Nacional Volcan Isluga“, „Reserva Natural Las Vicunas“ und „Parque Nacional Lauca“.

Zuerst wollen wir noch nach Colchane, um unsere Lebensmittelvorräte und Benzin aufzufüllen, damit wir die nächsten Tage im Nichts überleben. Colchane ist ein kleiner Umweg, aber es liegt bereits in Richtung der Nationalparks. Schnell stellen wir fest, dass auch Colchane ein ziemlich ausgestorbenes Dorf ist und einen Lebensmittelmarkt zu finden, gestaltet sich als schwierig. Wir klopfen bei einem Haus, das laut iOverlander ein Geschäft sein soll. Ein Mann kommt heraus und öffnet uns die Türe zu seinem „Geschäft“ ?.  Den Einkauf für die nächste Woche haben wir uns etwas anders vorgestellt aber es reicht um zu Überleben ?.

Eine Tankstelle sollte es hier laut Info von den Einheimischen aus Cariquima auch geben. Aber wir können einfach nichts in dem ausgestorbenen Dorf finden. Auf der Suche nach Benzin entdecken wir noch 2 weitere „Shops“ – die Auswähl ist ähnlich groß wie beim Ersten ?. Ein Shop wird von einer Frau (mit ihren 2 Kindern) betrieben. Wir fragen auch hier wegen Benzin nach und sie können uns weiterhelfen. Ein Mädel startet mit ihrem Fahrrad los und schon 5 Minuten später kommt ein fremder Mann mit dem Auto, der unsere leere Benzinflasche mitnimmt und diese auffüllen fährt. Niko versucht noch mehrmals deutlich zu machen, dass wir unbedingt Benzin brauchen – KEINEN Diesel. Wo er auch immer war – er kommt 10 Minuten später mit einer befüllten Benzinflasche wieder zurück. Einfach unglaublich!!

Im dritten „Shop“ finden wir sogar auch noch eine SIM-Karte. Wir versuchen diese zu aktivieren, dabei hilft uns eine einheimische Familie – ein Mädchen spricht etwas Englisch. Nach zirka einer Stunde hin und her ist soweit fast alles eingerichtet. Wir bekommen noch die Info, dass wir in ein Hostal müssen um ein Guthaben raufzuladen. In der nächsten Straße gibt es ein Hostal. Ein Mann öffnet uns telefonierend die Tür und deutet uns, dass wir hier warten sollen. In der Zwischenzeit kommt eine weitere Rad-Reisegruppe aus Grenoble. Wir öffnen ihnen die Türe als wären wir hier zu Hause ? und beschlagnahmen nun zu sechst den Innenhof des Hostals. Hier ist es zumindest windgeschützt. Nach zirka einer Stunde kommt jemand und gibt uns die Info, dass die Besitzerin erst gegen Abend kommen wird. Es heißt 3 Stunden in der Kälte warten. Da es schon spät ist um in die Nationalparks aufzubrechen beschließen wir eine Nacht im Hostal zu verbringen und haben einen netten Abend mit den Radkollegen aus Grenoble. Das Hostal heißt Inka Taki – es ist sauber und auch das Essen ist gut. Aber am nächsten Tag ist es ausgebucht – wir haben Glück ein Zimmer für eine Nacht zu bekommen. Es ist nämlich auch die einzige Möglichkeit in Colchane zu schlafen. Die Besitzerin des Hostals hilft uns beim Aufladen des SIM Guthabens. Somit hätten wir alles in Colchane erledigt und können morgen wirklich loslegen.

Tag 12

Colchane – Enguelga (20,7 km | 248 hm up | 38 hm down)

Wir starten mit einem gemeinsamen Frühstück mit den Bekannten aus Grenoble in den Tag. Niko checkt nochmal schnell, ob das Internet auch wirklich funktioniert. Leider müssen wir feststellen, dass es nicht geklappt hat. Nochmals bitten wir die Besitzerin uns zu helfen. Nach mittlerweile wirklich stundenlangem hin und her wegen der SIM Karte und Telefonaten mit dem Kundenservice sagt uns die Besitzerin, dass wir mit der SIM Karte sowieso nichts anfangen können, da in den Nationalparks kein Empfang ist. Wir hatten natürlich das Guthaben schon aufgeladen. Wir geben euch auf jeden Fall den Tip – diese Freiminuten und freien Giga-Bites die auf der Packung oben stehen, gibt es nur wenn man den Anbieter wechselt. Und das Guthaben ist auch nur für eine gewisse Zeit gültig. Informiert euch am besten schon im Vorhinein wie man das mit der SIM Karte genau macht.

Es ist bereits mittag und wir kommen vom Hostal weg. Der Wind ist bereits wieder voll im Gange – natürlich Gegenwind. Unser Ziel für heute ist es Enguelga zu erreichen. Kurz vor Enguelga gibt es Hot Springs und halbwegs windgeschützte Sitzbereiche. Wir nutzen die Möglichkeit um einen kleinen Stopp zu machen und uns zu stärken. Es sind nur mehr wenige Kilometer bis Enguelga, aber diese werden hart. Der Wind wird immer stärker und ab jetzt sprechen wir von GegenSTURM. Wir wollen unbedingt noch vor Finsternis unser Zelt aufschlagen und suchen in Enguelga nach einer windgeschützten Möglichkeit. Wir treffen eine Frau vor einer kleinen Impfstation/Pharmacie.

Sie lädt uns zum Essen ein und wir können vor ihrem Haus (hinter einer Mauer) unser Zelt aufschlagen. Soweit sind wir für heute Safe. Der Wind weht weiterhin extrem, die ganze Nacht hindurch und wir sind gespannt wie wir morgen voran kommen werden.

Tag 13

Enguelga – Schlafplatz Kirche im Nationalpark (26,6 km | 363 hm up | 36 hm down)

Wir wollen heute wirklich bald weg, da wir denken, dass der Wind gegen Abend immer stärker werden wird und wir in der Früh mehr Kilometer schaffen. Da wir hier weder Internet noch Empfang haben können wir leider nicht schauen wie das Wetter bzw. der Wind wird. Nach einer Tasse Tee starten wir ohne Frühstück mit Gegenwind in den Tag. Auch heute begleitet uns der Wind den ganzen Tag. Aber wir kämpfen uns durch und genießen die wunderschöne Landschaft.

Heute wollen wir in einer Kirche in einem verlassenen Dorf schlafen. Diesen Tip haben wir von den Radkollegen bekommen, die wir in Colchane kennen gelernt haben. Wir erreichen am späten Nachmittag unser Ziel und kochen uns noch etwas. Wirklich gemütlich und sehr schön hier. Wir können windgeschützt die Nacht verbringen. Es gibt eine kleine Feuerschale und wir versuchen aus den Wachsresten kreativ neue Kerzen zu basteln ?. Heute Nacht werden wir mit einem wunderschönen Sternenhimmel belohnt – soo schön.

Tag 14

Schlafplatz Kirche im Nationalpark – Termas Salar Surire (48 km | 524 hm up | 494 hm down)

Auch heute heißt es “early bird“, da wir wieder mit viel Gegenwind rechnen und wir es über den Pass zur Salar schaffen müssen um einen windgeschützten Schlafplatz zu bekommen.

Wir wachen auf, Niko macht die Tür auf und Anna sagt: „Jetzt hätte ich fast gedacht es schneit, weil ich so verschwommen sehe ohne Linsen.“ Niko meint: „Es schneit auch wirklich!“

Wir kochen noch in der Kirche, packen alles zusammen und machen uns auf den Weg. Es sind vereinzelte Schneestürme, zwischendurch Sonne. Das Wetter spielt verrückt aber auf dieser Seite des Berges bleiben wir von großen Schneemengen verschont. Aber wir haben von der Früh weg GegenSTURM!! Allein der Weg zum Pass ist extrem anstrengend, obwohl es nicht viel Höhenmeter sind. Wir müssten nicht zwingend über den Pass. Es gäbe auch eine Variante über Bolivien, die kürzer und mit weniger Höhenmeter wäre – aber illegal und wir denken, sollte uns ein Schneesturm richtig treffen kommt hier vermutlich nicht so schnell jemand vorbei wie auf dem anderen Weg. Noch dazu haben unsere Radfreunde aus Grenoble auf dem Weg über den Pass ihre Kamera verloren. Wir möchten diese unbedingt finden. Somit fällt die Entscheidung für den Pass und natürlich die legale Variante.

Der Aufstieg wäre eigentlich gut machbar, wenn da nicht dieser GegenSTURM wäre der uns teilweise wirklich vom Rad schmeißt. Ein Auto kommt uns entgegen – auch das einzige für diesen Tag. Sie sagen uns, dass es auf der anderen Seite schneit. Fürs Umdrehen ist es jetzt zu spät. Oben angekommen schnaufen wir kurz durch da wir bereits sehen was uns erwartet. Eine graue Front mit Schneesturm – wir müssen mitten rein um einen windgeschützten Schlafplatz zu erreichen.

Unten angekommen suchen wir anhand von ungefähren Angaben die Kamera der Radbekannten aus Grenoble und wir können sie finden. Wir freuen uns riesig, dass sich der Weg über den Pass und die Suche ausgezahlt haben und wir den Radfreunden aus Grenoble eine Freude machen können.

Wir müssen uns aber beeilen, denn es wird bald finster und bei dem GegenSTURM kommen wir kaum weiter als 2-3 km in der Stunde. Eigentlich wollten wir zu einer kleinen Schutzhütte auf der linken Seite der Salar fahren. Wir sind uns aber nicht hundertprozentig sicher, ob es diese gibt und diese Richtung würde weiterhin GegenSTURM bedeuten und es ist bereits dämmrig. Wir entscheiden uns daher zu den Termas zu fahren, da wir gelesen haben, dass es eine windgeschützte Stelle geben soll.

Wir schaffen es zu den Termas und finden einen Picknick-Tisch und eine kleine Mauer die uns vorm Wind schützt. Sie ist leider nur etwas zu niedrig für unser Zelt. Aber es hilft nicht, denn es ist die einzige Möglichkeit für uns und besser als kein Windschutz.

Wir kochen noch im Vorzelt, da es draußen nicht möglich wäre und hoffen in einer richtig stürmischen und winterlichen Nacht, dass das Zelt hält und es morgen besser wird.

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